Mein erster Opernbesuch
Endlich war es soweit! Das erste Semester war geschafft, alle Musiktheorieprüfungen waren erfolgreich abgeschlossen! Das war eine anstrengende Zeit. Aber sehr lehrreich!
Andere Student*innen arbeiten normalerweise in ihren Semesterferien, um sich ihr Studium und die Lebenshaltungskosten zu verdienen. Bei Musikstudent*innen sieht das anders aus. Viele von uns nutzen die Vorlesungsfreie Zeit fürs Üben und Weiterentwickeln auf dem eigenen Instrument. Denn während dem Studium im Einzelunterricht wurde uns gesagt, wir müssen mindestens vier bis sechs Stunden pro Tag zum Üben aufwenden. Neben all den Kursen, die es im Bachelorstudium zu besuchen gilt, ganz schön viel. Manchmal war das Üben deshalb durchaus anstrengend aber zeitgleich sehr erfüllend. Letzteres insbesondere dann, wenn die Kurse endlich wegfallen, weil Semesterferien sind.
Und neben dem Üben? Ja, man merkt dann plötzlich, wie viel freie Zeit übrig ist, wenn die ganze Pendelei von Langenthal nach Luzern wegfällt. Aber so ging es auch anderen Student*innen. Eines Tages las ich dann auf Facebook von einem Studienkollegen: "heute Abend Wagners Tannhäuser im Opernhaus Zürich - jemand Lust mitzukommen?" Ich war noch nie in der Oper. Und Klassische Musik war bis zu meinem Studium mehrheitlich Neuland. Respektive hörte ich nicht täglich nur klassische Musik sondern allerlei Stile von Jazz, Pop über House bis World Music. Da ich sehr offen bin für neue Erlebnisse, schrieb ich meinem Kollegen, dass ich gerne mitkommen würde und was denn das Ticket kostet. Ich wusste ja gar nichts von den Studentenrabatten und erfuhr dann, dass wir Restkarten für CHF 20 an der Abendkasse ergattern können.
So fuhr ich also nach Zürich, zum Opernhaus am Bellevue, und stand mit meinem Studienkollegen in die Warteschlange für Student*innen-Restkarten. Das ist eine besondere Stimmung. Erst muss man ein Ticket ziehen und weiss nie so recht, ob es für Restkarten reicht. Währenddessen viele Opernbesucher*innen ihre Tickets an der Abendkasse abholen. Es riecht nach Parfüm und Aftershave. Die Schlange wird länger und länger, die Spannung steigt. Geräusche von hohen Absätzen der gut gekleideten Damen im Abendkleid tönen durch die Eingangshalle.
Und dann waren wir an der Reihe. Tickets fürs Parkett konnten wir uns ergattern. Eine der vorderen Reihen. Die kosten normalerweise einiges. Ich war so aufgeregt! Ab zur Garderobe und dann in den Saal. Das gesamte Gebäude und das Foyer alleine sind schon ein Hingucker. Ein wahres Erlebnis. Der Mix aus Rot und Gold, eine schöne Mischung! Und edel. Dann kam das Orchester mit dem Dirigenten in den Graben und begann zu spielen. Ein wahres Meisterwerk! Ich war sofort begeistert. Bis dato kannte ich Wagners Musik nicht. Klar, die Opern dauern lange, aber Wagners Musik löste beim Zuhören unglaubliche Gefühle in mir aus. Ich kann nicht anders, als mich als "Wagnerianer" zu outen.
Viele weitere Opern- und Balletbesuche folgten. Nicht immer konnte ich ein Ticket ergattern. Aber wenn, dann wurde ich selten enttäuscht. Ich kann allen Student*innen empfehlen, von diesem Angebot zu profitieren. Denn heute blicke ich wehmütig auf die Zeit zurück, in der ich mir Restkarten für CHF 20 gönnen durfte.
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