16. Dezember

Ja, heute gehts um Prüfungen. Dass die Prüfung beim Musikstudium im Hauptfach mit einem Konzert abgeschlossen wird, konnten wir schon lesen. Aber was gibt es eigentlich so für Kurse im Musikstudium? Die Liste ist lang. Entsprechend gilt es sich beim Üben und Lernen gut zu organisieren. Musikgeschichtliche Grundlagen, Musikgeschichts-Seminare, Musiktheorie Basics I, II, III, IV, Rhythmik, zahlreiche Wahlkurse, freie Improvisation, etc. etc. Die meisten Kurse werden mit einem sogenannten Prüfungsmodul abgeschlossen. So auch die Musiktheorie. Doch wie sieht so eine Prüfung aus?

Es gibt einen mündlichen und einen schriftlichen Teil. Im mündlichen Teil müssen wir unter anderem Kadenzen (Abfolge bestimmter Harmonien) am Klavier spielen, Rhythmen oder Kanons singen, Klänge hörend erkennen, Blattsingen. Der schriftliche Teil besteht unter anderem aus einer Werkanalyse, der hörenden Bestimmung von Kadenzen und einem Musik-Diktat, wo wir einen Melodie-Ausschnitt aus einem klassischen Werk nach Gehör notieren müssen. Wie wild übte ich zu Hause die verlangten Rhythmus-Übungen singend und spielte Kadenzen am alten Schmidt-Flohr Klavier. Ich war schon ganz heiser vom vielen singen. Zudem war ich auch ziemlich nervös für die allererste Prüfung in Musiktheorie. So entschloss ich mich spontan, am Sonntag vor der Prüfung eine Pause einzulegen, um auf andere Gedanken zu kommen. Gesagt getan. 

Ich reiste also an diesem vernebelten Sonntag nach Luzern und fuhr mit dem Schiff bis nach Vitznau. Immer noch Nebel und dunkle Winterstimmung. Nicht so mein Wetter. Dann fuhr ich mit der Zahnradbahn hoch zur Rigi. Plötzlich verschwanden wir in den Nebelschwaden und anschliessend kam ein Nebelmeer zum Vorschein, das ich so schnell nicht mehr vergessen werde. Der ganze Vierwaldstättersee war bedeckt mit Nebelwolken und darüber die verschneiten Berge im schönsten Sonnenschein. Verständlich, dass einige Komponisten aus dem 19. Jahrhundert und die Queen Victoria von diesem Berg schwärmten. Bei der Rigi Kulm ausgestiegen, gönnte ich mir eine kurze Wanderung zur Mittelstation Kaltbad, die mein eigentliches Ziel war. Dort hatte ein neues Wellnesscenter, designt von Mario Botta,  eröffnet. Eintritt bezahlt, umgezogen und ab ins Becken. Welch Aussicht man dort auf das Nebelmeer hatte. Unbezahlbar. Ich kam ins Gespräch mit einem Badegast aus Australien. Er hauste im Hotel nebenan und besuchte einige Tage die Schweiz. Interessant, was wir uns alles zu erzählen hatten. Wir blieben in Kontakt via Facebook und sagten, dass wir uns einmal besuchen würden oder er sich melde, wenn er wieder mal in der Schweiz sei. 

Langsam färbten sich die Berge unter der Abendsonne rot und für mich war es Zeit, wieder ins Tal zu fahren. Es war das erste Mal in meinem Leben, das ich ein Nebelmeer gesehen habe. Für mich war das ein besonderes Erlebnis. Und mit dieser positiven Stimmung ging ich in meine erste Musiktheorie-Prüfung, die ich sehr positiv mit Note B bestanden habe.