19. Dezember

Weihnachten ist das Fest der Liebe. Das wissen wir alle. Und schon als kleiner Junge hat mich dies geprägt. Immer wieder versuchte ich, besonders in der Weihnachtszeit anderen Menschen eine kleine Freude zu bereiten. Und wie kann das besser gelingen, als auf dem eigenen Instrument?

Ich wohnte damals mit meinen Eltern und meiner Schwester in einer 4-Zimmer Wohnung an der Waldhofstrasse in Langenthal. Mein Zimmer hatte Blick zum Spielplatz und die Harfe stand im Wohn- und Esszimmer, das durch einen Einbauschrank getrennt war. Mein erstes Spieljahr auf der Harfe neigte sich dem Ende zu. Und für die restliche Mieterschaft der Waldhofstrasse hatte ich mir eine besondere Überraschung ausgedacht: Ein Treppenhauskonzert fürs gesamte Haus. Das sollte natürlich geübt werden und erhielt auch grosse Unterstützung durch meine Eltern.

Ich machte mich daran, das Programm auszuwählen und übte fleissig Weihnachtslieder und eigene Solostücke, die ich in meinem ersten Jahr auf der Harfe gelernt hatte. Dann, am 24. Dezember war es soweit. Meine Eltern trugen die Harfe und den Notenständer ins Treppenhaus und ich gab meinen ersten, öffentlichen, eigens initiierten Auftritt für die gesamte Mieterschaft der Waldhofstrasse 46 in Langenthal. 

Langsam öffneten sich die Türen und alle lauschten den Harfenklängen. Es war eine grosse Freude aller Nachbar*innen spürbar. Da war die Hauswartin, die Frau von der Wohnung über uns, die ältere Dame neben uns und Tina aus der Wohnung vis à vis. Alle wohnten sie freudig dem kleinen Programm bei. Und dankten anschliessend für dieses schöne Konzert. 

Das Konzert wurde später Tradition und auch in der Familie bereitete ich mit meiner Schwester, die zuerst Altflöte und danach Fagott lernte, ein kleines Konzert vor. Damals sogar mit einem auf Word eigens kreiertem Flyer inklusive Programm. Spannend waren die Diskussionen mit meiner Schwester, die wir über die Musik hatten. Umso grösser die Freude unserer Gäste, beim Konzert zuzuhören. Und so spielten wir jedes Jahr an Heilig Abend ein kleines Konzert vor. Bis zu meiner Jugendzeit.